Laudatio Ralf-Dahrendorf-Preis für Lokaljournalismus 2017

2. Preis, Volker Boch

von Ulrike Trampus

Sehr geehrter Herr Boch,

da ist Ihnen ein außergewöhnliches Stück gelungen. Außergewöhnlich nicht nur in der Länge von acht Zeitungsseiten, sondern vor allem in der journalistischen Tiefe. Denn Sie sind - im wahrsten Sinne des Wortes - eingetaucht in eine Welt, wie sie geheimnisvoller kaum sein könnte. Wer ihren Beitrag „Das Mauss-Dossier“ (erschienen am 18. März 2017 in der „Rhein-Zeitung“) liest, hält die Luft an. Und staunt über eine Geschichte, wie sie in regionalen Tageszeitungen kaum zu finden ist. Leider. Aber auch das macht Sie zu einem der mit dem Ralf-Dahrendorf-Preis 2017 Ausgezeichneten.

Denn viel zu selten bleibt im täglichen Getriebe des Lokaljournalismus Platz für Stücke dieser Art. Platz auf bedruckten Papier und Platz im hektischen Alltag für eine so umfassende Recherche. Um solche Stücke machen zu können, braucht es einen Journalisten, der dranbleibt. Einen, der sich auskennt in der Region, der den Zugang zu den Menschen findet. Einen, der seine Informanten nicht preisgibt, der spannend erzählt und sich billige Effekte verkneift. Und einen, der schreibt, was er weiß und zugibt, was er nicht weiß. Das haben Sie getan, lieber Herr Boch, herzlichen Glückwunsch!

„Das Mauss-Dossier“ ist das Ergebnis einer parallel zum Redaktionsalltag geleisteten Langzeitrecherche und versucht vom Ex-Agenten Werner Mauss, alias Richard Nelson, in dessen Hunsrück-Dorf Altstrimmig ein vielschichtiges Porträt zu zeichnen. Autor Volker Boch ist gut 30 Kilometer von diesem Dorf entfernt in Simmern für die „Rhein-Hunsrück-Zeitung“ seit 2013 als Chefreporter tätig. Der 40-Jährige, langjährige Rhein-Zeitungsredakteur nimmt den laufenden Steuerprozess gegen Werner Mauss in Bochum zum Anlass für seine Spurensuche vor Ort, aber auch bei Behörden, Parteien, in der Wirtschaft und bei Institutionen. Er möchte erklären, welche Verbindungen diesen Mann, der seit Ende der 60er Jahre im Hunsrück lebt, so sagenhaft reich gemacht und so geheimnisumwittert haben bleiben lassen. Das ist ihm herausragend gut gelungen.

Diesen zweiten Preis des diesjährigen Ralf-Dahrendorf-Preises erhält Volker Boch für seine Hartnäckigkeit und Seriosität. Für zwei der wichtigsten journalistischen Tugenden also. Die Jury hat nicht nur die einfach durch und durch spannende Story beeindruckt, sondern vor allem der Mut, so ein Mammutwerk anzugehen und umzusetzen. Denn üblicherweise findet man solche Reportagen hauptsächlich in großen Magazinen und es ist in der Regel ein ganzes Rechercheteam daran beteiligt. Die Rhein-Zeitungsredaktion wiederum soll dieser Preis dazu ermutigen, ihren Journalisten weiterhin den Raum zur ausführlichen Recherche zu geben und immer wieder diese außergewöhnlichen Stücke zu wagen. Und alle anderen Lokalzeitungsredaktionen soll es das auch.